Ernährung und Fütterung des Karpfens in der Zucht

Extensive Bewirtschaftung der Teiche

In unserer Karpfenzucht ist eine nachhaltige und naturnahe Wirtschaftsweise unser Anspruch, so dass wir uns einer extensiven (schwache Besatzzahlen) Bewirtschaftung der Teiche verpflichtet fühlen. Diese Produktionsform ermöglicht uns natürlich aufgezogene, gesunde Besatzfische anzubieten. Unsere Besatzdichten sind nur ca. ⅓ so stark wie in einer „normalen“ Zucht üblich wären. Trotz alledem verbrauchen wir im Jahr auf knapp 80 ha über 40.000 kg Getreide!

Man sieht also: Wenn wir Fehler bei der Fütterung machen, können schnell die Wasserwerte in Mitleidenschaft gezogen werden.

Naturnahrung in der Karpfenteichwirtschaft

Das Wichtigste in der Karpfenteichwirtschaft ist die Naturnahrung. Durch das Ablassen des Teiches und Trockenlegen erholt sich der Teichboden. Der Boden trocknet, platzt auf und zieht Luft. Dies fördert nicht nur die Mineralisierung, sondern auch u. a. die Vernichtung der Fischparasiten und Abbau der Schlammschicht. Sobald der Teich im Frühjahr wieder geflutet wird, setzt der Boden → Nährstoffe frei → Phytoplankton (Hüpferlinge, Rädertierchen) → Zooplankton (Daphnien = Wasserflöhe) → sowie Bodentiergruppen (Schlammröhrenwürmer, Zuckmückenlarven) entwickeln sich. Die Natur liefert mit diesen Nährtieren Futter mit hoher Eiweißkonzentration und hoher Eiweißqualität.

Wasserflöhe, Insekten, Muscheln, Schnecken und Würmer – all das ist Naturnahrung im Teich die die Karpfen gerne fressen und auch brauchen. Die Naturnahrung gibt dem Fisch die Grundlage seines Wachstums – wichtiges, tierisches Eiweiß. Es besitzt die so notwendigen, zum Aufbau des Fischfleisches essentiellen (lebensnotwendigen) Aminosäuren. Eiweiß gehört zu den wichtigsten Baustoffen des Lebens. Eiweiß ist maßgeblich am Aufbau der Haut, der Muskulatur und Organe beteiligt. Diese Naturnahrung ist aber nicht das ganze Jahr gleich stark vertreten. Wenn es im Frühjahr beginnt wärmer zu werden, beginnt auch die Entwicklung der Naturnahrung. Im April, Mai und Juni sind ungeheure Mengen an Zooplanktonmassen, Insektenlarven und Zuckmückenlarven vertreten. Um eine optimale Ausnutzung der Naturnahrung zu gewährleisten, werden unsere Teiche ausschließlich in Polykultur (mehrere Fischarten und Größen) bewirtschaftet.

Getreide als optimales Ergänzungsfuttermittel

Bevor im Juni diese so wichtige Nahrung zurückgeht, fangen wir bei uns im Mai an mit Getreide zuzufüttern. Getreide stellt durch seinen niedrigen Eiweiß – und hohen Energiegehalt ein hervorragendes Ergänzungsfuttermittel in der Karpfenteichwirtschaft dar. Getreide liefert Stärke und Zucker. Diese zählen zu den Kohlenhydraten und sind typische Energielieferanten für Fische und alle anderen Lebewesen. Der Fisch gewinnt aus der Stärke z.B. des Getreidekorns Energie zur Fortbewegung zum Wachstum und zur Fortpflanzung. Eiweiß und Kohlenhydrate liefern aber auch Fette. Fett ist ebenfalls Energielieferant. In der Zucht ist es aber wichtig, hochwertige Fette zu liefern.

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren kommen u.a. vor in:

  • Zooplankton
  • Fischmehl/öl
  • Leinöl, Sojaöl

Düngung der Karpfenteiche

Die Entwicklung von Naturnahrung hängt von vielen Faktoren ab bzw. wie fruchtbar ein Teich ist. Sand- und Lehmböden sind weniger produktiv. Bei hohen Besatzzahlen und unproduktiven Teichen wird teilweise die Naturnahrung durch Düngung der Teiche gefördert.

  • Stallmist (1-3to./ha)
  • Gründüngung
  • Kalkungen

Düngungen jeglicher Art kommen bei uns jedoch nicht zum Einsatz. Durch unsere schwachen Besatzzahlen haben unsere Teiche Nahrung in ausreichender Menge. Ein weiterer Vorteil der schwachen Besatzzahle und Polykultur ist, Naturnahrung ist in unseren Teichen auch noch am Ende vom Jahr in geringen Mengen vorhanden.

Gerade in der Speisefischproduktion K3 (Karpfen 3-sömmrig = 3 Jahre alt / typischer Speise- und Besatzfisch) und K4 ist es wichtig, dem Fisch nicht mehr Energie über die Nahrung zu liefern, als er verbrauchen kann. Denn den Überfluss an Energie baut er zu Fett um und speichert es als Depotfett → meist an den Bauchlappen ab. Ein fettiger Fisch ist aber beim Verbraucher unerwünscht!

Beifutter oder Mischfutter in der Teichwirtschaft

Getreide wird bezeichnet als Beifutter oder Mischfutter. In der Forellenteichwirtschaft wird Alleinfutter – Forellenpellets – verwendet. Das Futter muss den Fisch mit allem versorgen was er braucht, da gar keine Naturnahrung vorhanden ist. Wir verwenden Gerste, Roggen, Weizen und Tritekalie. Hafer wird aufgrund seiner Spelzen nicht verwendet. Gemahlen für Kv auf K1 (Karpfen – vorgestreckt / ca. 4 Wochen alt). Gequetscht K1 auf K2 und das ganze Korn ab K2 + . Das Getreide wird nicht gekocht! Im Schnitt sind bei uns die Karpfen innerhalb von wenigen Minuten am Futterplatz oder warten schon auf uns, sobald sie unser Auto bemerken, wenn wir den Damm befahren. Sie fangen an zu fressen selbst wenn wir noch füttern!

Beim Angeln würde ich aber Mais und Tigernüsse trotzdem immer kochen, nicht nur aufgrund des Quellens dieser Getreidekörner, sondern auch aufgrund der Geruchsentwicklung!

Kein Mais in der Karpfenzucht

Übrigens: Mais wird nie in Karpfenzuchten verwendet! Mais wäre zwar das beste Getreidekorn in seiner Zusammensetzung für den Karpfen. Aber leider entsteht durch die Maisfütterung eine schlechte Fleischqualität – unangenehme, weiche Konsistenz und gelbliche Farbe!

Futtermengen in der Karpfenzucht

Mit steigenden Temperaturen steigern wir auch die Futtermenge, die im August ihren Höhepunkt hat, nicht nur weil die Karpfen nun am meisten fressen, sondern auch weil der ganze Fischbestand an Masse zugenommen hat.
Prozentuale Orientierungswerte in der Zucht, der gesamten Futtermenge pro Jahr auf Monate verteilt:

Monat% der Gesamtfuttermenge pro Jahr
Mai 5%
Juni15%
Juli25-35%
August35-40%
September15%

Dies sind aber nur allgemeine Orientierungswerte für uns. Wöchentliche Schwankungen sind je nach Wetterlage, Fischbesatz und Teich trotzdem zu berücksichtigen.

Umweltbedingungen als Einflussfaktor auf das Karpfenwachstum

Größter Einfluss für das Wachstum des Karpfen hängt aber von den Umweltbedingungen ab. Nahrung / Temperatur / Sauerstoffgehalt / Bestandsdichte / auch Höhenlage und Beschattung des Gewässers spielen hierbei eine Rolle. Das Wachstum der Fische wird nicht durch eine definierte Endgröße begrenzt. Der Einsatz von hochwertigem Futter lässt die Karpfen stetig wachsen. Das wiederum ist auch der Grund, warum jedes Jahr die Top-Karpfen ihr eigenes Gewicht übertreffen bzw. jedes Jahr ein neues Weltrekordgewicht gibt.

Man muss überlegen, super Karpfenzuchtgewässer bringen ohne Futter bis zu 400 kg Naturertrag / ha (der gesamte Fischbestand / alle Fische im Gewässer wachsen um 400 kg pro Jahr) gute Teiche sollten 200 kg Ertrag haben. Wenn nun zusätzlich mit Pellets + Getreide zugefüttert wird, sind Jahreserträge von bis zu 1,2 Tonnen möglich. Qualitativ hochwertige Forellenpellets haben einen FQ von 0,8 – 1 (Futterquotient gibt an wieviel kg Futter verbraucht wurde für 1kg Fischertrag/-zuwachs). Wenn also nun in den Angelgewässern viel Pellets und Boilies zugefüttert werden, wachsen auch die Fische dementsprechend stark ab.

Wir füttern im Sommer 3 x wöchentlich ca. 5% bei K2 – 10% bei K1 des Lebendgewichts der Fische im Teich, das Wichtigste allerdings ist die Kontrolle (!!) und unser Kontrollstab. Es wird nur gefüttert, wenn das Futter restlos aufgefressen ist! (Videos auf dem You-Tube-Kanal)

Bsp.: 16 ha Teich Besatz 3000 kg Fisch (viele Wasservögel, die auch mit fressen): Fütterung anfangs bis max. 150 kg pro Tag. Gefüttert wird bei großen Teichen mit dem Boot: Mehrere Kontrollstellen, wo viel auf einmal abgeschüttet wird und der Rest wird zwischen den Stellen als Futterstraße angeboten. Wenn der Fischbestand gewachsen ist und es wärmer wird, kann natürlich die Menge erhöht werden. Im August wurden über 300 kg pro Tag gefüttert. Der gesamte Fischbestand war am Ende vom Jahr (zur Abfischung im Oktober) bei rund 7,5 Tonnen Fisch! Ein Ertrag von 4,5 Tonnen für die fast 12 Tonnen Getreide verbraucht wurden! 12 to. Getreide : 4,5to Fischzuwachs = 2,6 FQ

Getreide, dass 3 Tage oder länger im Teich liegt, wird schlecht, fault und beginnt zu verrotten. Wenn wir die Futterstelle nicht kontrollieren und jedes mal neues Futter aufs alte schmeißen würden, nehmen die Karpfen das neue auf dem gammligen auch nicht mehr auf. Folge: Verschlechterung der Wasserqualität, Futterverlust und die Gesundheit der Fische wird auch stark beeinträchtigt.

Optimale Temperatur für Karpfen

Im September und Oktober werden dann nur noch die K1 und K2 gefüttert, allerdings mit sinkenden Wassertemperaturen werden auch die Futtergaben verringert. Optimaltemperatur für Karpfen liegt bei 22 – 25°C. Beim wechselwarmen Karpfen hängt die Stoffwechselaktivität von der Wassertemperatur ab. So schlägt das Herz im Ruhezustand bei 1 – 2°C Wassertemperatur am Boden der Winterung nur 2- bis 3 mal pro Minute, in der Wachstumsphase bei Temperaturen um 25°C bis zu 200 mal. Im Herbst (November), wenn die Wassertemperaturen auf unter 8°C fallen, wird normalerweise die Fütterung komplett eingestellt. Einzig die K1 werden noch mit „Konditionsfutter“ gefüttert. Die kleinen Karpfen benötigen genügend Fettreserven, um unbeschadet den Winter zu überstehen.Die Naturnahrung ist in den meisten Fällen fast aufgebraucht, deshalb werden sie nun mit Pellets, die einen Rohprotein Anteil von 30-35% besitzen und mit Vitaminen angereichert sind, gefüttert. Vitamine sind natürliche Substanzen, die die Gesundheit und Widerstandskraft der Fische fördern. Das Wichtigste bei der Überwinterung ist, dass die Fische nicht gestört werden.

Wie gesagt, Pelletfütterung mit hohem Proteinanteil kommt bei uns nur als Konditionsfütterung im Herbst, solange die Teiche noch nicht zugefroren sind, vor, damit die kleinen Fische gestärkt und mit genug Fettreserven in die Winterruhe gehen. Unter Umständen bei schwacher Konditionierung der Karpfen im Frühjahr, wird auch 2 – 4 Wochen hochwertiges Futter verabreicht bis genügend Naturnahrung entwickelt ist. Zur Frage Frühjahrsbesatz oder Herbstbesatz in der Karpfenzucht gibt es einen weiterführenden Artikel.

WICHTIG:

Ich bitte euch, diesen Text nur als reine Information zu verstehen. Es sollte jetzt keiner anfangen, sein Angelgewässer oder Privatgewässer mit derartigen Futtermengen oder gar Festmist zu „bombardieren“. Trotz unseres schwachen Fischbesatz zu anderen Kollegen haben wir mit ca. 300-400 Stück K2 pro ha und Beifischen einen viel höheren Fischbesatz wie es in den freien Angelgewässern üblich ist. Des Weiteren wissen wir ziemlich genau, wie viel Fischmasse im einzelnen Teich vorhanden ist (ausgenommen bei Kormoraneinfall) und es werden regelmäßige Wasserkontrollen ( ph / O² / Temperatur usw.) durchgeführt. Danach entscheiden wir zusätzlich, wieviel und ob gefüttert wird!

Pellets nur in kleinen Mengen verfüttern

Auch das Verfüttern von hochwertigem Proteinfutter – Pellets – sollte in kleineren Teichen wirklich nur in kleineren Mengen verfüttert werden.
Problem: Wenn noch viel Naturnahrung (Eiweiß) vorhanden ist und zusätzlich Pellets bei warmen Temperaturen verfüttert wird, besteht die Gefahr einer Ammoniakbelastung. Ammoniak ist ein stark wirkendes Fischgift. In kleinsten Mengen ist es auch im Blut des Fisches vorhanden. Ammoniak wird beim Stoffwechsel als Abfallprodukt der Eiweißverdauung ans Blut abgegeben und von dort über die Kiemen und Haut ausgeschieden. Des Weiteren wird beim Zersetzen von organischer Substanz (absterbenden Pflanzen, Algen, Tieren und Futterresten) ebenfalls Ammoniak gebildet.

Dies KANN zu Kiemenbelastungen (teils zur Kiemennekrose) und Wasserbelastung führen. Einfach mal beim Fang in die Kiemen schauen, hell, blass und gräulich bedeutet meist eine Wasserbelastung → Fütterung einstellen.
Auch das ist ein Grund für unsere schwachen Besatzdichten: Vermeidung von Pelletfütterung und der Wasserbelastung!

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